Die Berührung der Wintersonne

Die Sonnenstrahlen fallen schräg in meinen Garten, berühren die Bäume und werfen dabei ein Muster auf die gefrorene Wiese. Der Boden glitzert und jedes Eiskristall reflektiert seine eigene Sonne.

„The sun shines on everyone“ trifft es hier wortwörtlich.

Wie anders wir doch das Leben wahrnehmen, wenn die Sonne scheint. Gerade jetzt, kurz vor der Wintersonnenwende und der Zeit endlos nebliger Wintertage, wird uns das ganz stark bewusst.
Sonnenstrahlen bringen die Welt zum Leuchten, heben das Gemüt und locken uns hinter dem winterlichen Ofen hervor. Alles, was von ihren Strahlen berührt wird, wirkt lebendig und zeigt sich in seinem besten Licht.

Wenn man bedenkt, dass fast alles natürliche Licht von der Sonne kommt und dass ihre Qualität, egal auf wie viele Oberflächen sie trifft, niemals abnimmt, dann zeugt das von einer Naturkraft, die ihres Gleichen sucht. Nicht nur Licht, sondern auch Wärme gehört zu den lebensnotwendigen Grundlagen des Lebens, deren Ursprung in der Sonne liegt. Ihr unterliegen sämtliche Rhythmen unserer Erde, allen voran Tag – Nachtzeit, Jahreszeiten, Astrologie und die 12 Sternzeichen, Vegetationsphasen, u.v.m.

Die Signatur der Sonne im Pflanzenreich, so wie von jeher die Naturkundingen die Welt wahrnehmen, drückt sich durch einen dicken, aufrechten Stamm und große Blüten in sonnigen Farben aus. Ihr Umfeld prägen diese Pflanzen u.a. durch Einzelstellung oder in der Form eines dominanten Mittelpunktes. Die Sonne ist gerne der Mittelpunkt, so wie sie es in unserem Sonnensystem ist. Die Rolle der Vorherrschaft entspricht ihrem Wesen.

Die Sonnenblume verkörpert das Bild einer sonnen-signierten Pflanze sehr anschaulich. Aromatischer Duft und Geschmack sind ebenso bezeichnend wie eine gewisse Öligkeit und auch Harze, alles Anzeichen für eine Signatur der Sonne.

Im Menschen wird die Sonne dem Herzen zugeordnet, wobei sich das Strahlen im Antlitz und das Leuchten besonders in den Augen zeigt. Ein Mensch mit einem sonnigen Wesen wirkt genauso „aufhellend“ wie es die Sonne selbst tut.

Tritt sie jetzt im Winter hinter den zähen Nebelwolken hervor, wirkt der Garten plötzlich viel belebter. Die Vögel finden ihre Stimme wieder und die kahlen Bäume erscheinen auf einmal nicht mehr tot.
Auch der Himmel bekommt endlich wieder sein Blau und mit ihm wird jede Wasseroberfläche durch Reflexion sein Spiegelbild. Der Raum noch oben scheint sich zu öffnen und eine Verbindung in die Weite des Alls ist wieder möglich.

In den kalten Wintertagen können wir uns kaum mehr den Sommer mit seiner intensiven Sonneneinstrahlung vorstellen und wie es ist, den schützenden Schatten suchen zu müssen.
Wie unterschiedlich und anders doch das Dasein ist. Wie stark die Sonne und ihre Kraft unser Leben beeinflussen.

Die Pflanzen wissen, dass jetzt ihre Ruhephase ist. Die Tageslichtlänge und die Intensität der Sonneneinstrahlung sind es, woran sie ihren Rhythmus anpassen.
Ihnen gleich tun es die Tiere, nur der Mensch hat die Möglichkeit, dem Wetter zu trotzen, Winterkleidung und wohl temperierte Räume tun ihr Werk.
Dennoch „fehlt“ uns die Länge des Tages und das selten gewordene Sonnenlicht lässt unser Gemüt oft dunkel werden.
Wie innen, so auch außen, Makro – und Mikrokosmos spiegeln sich gegenseitig. Trotz all unserer innovativen Technik und verschiedenster Hilfsmitteln können wir uns der Dynamik der Jahreszeiten und ihrer unterschiedlichen Sonnenintensität nicht ganz entziehen.

Ich hole jetzt gerne meine getrockneten Rosenblüten und Kräuter hervor, mache mir einen aromatischen Tee oder nehme einfach nur den Duft des vergangenen Sommers als Potpourri wahr, sortiere dabei meine Samen und überlege, was ich im kommenden Jahr im Garten kultivieren möchte.

So, wie die Pflanzen jetzt ihre Kräfte sammeln und ihr Leben in Stille hüllen, so tut es auch der Gärtner. Er geht in sich, liest in seinen Büchern, geht durch seine Aufzeichnungen und genießt eine Tasse Rosenblütentee. Sobald aber die Sonne durch sein Fenster lacht, sind Haube und Schal schnell angezogen, um seine „alte Freundin“, die Sonne, draußen im Garten zu begrüßen. Er weiß, dass ohne sie kein Grashalm sich je aus der Erde herauslocken lässt, kein Same den Drang verspürt, die harte, ihn schützende Hülle zu sprengen. Die Sonne ist das Maß der Dinge, der Wachstumsmotor.

Jede Zeit hat ihre Qualität und diese gilt es zu nützen, denn schon in ein paar Wochen suchen wir wieder gerne den Schatten der Bäume, die jetzt noch kahl stehend, von der Zeit der bewegten Blätter träumen, welche wiederum selbst noch in ihren Knospen ruhen und noch nichts von ihrer baldigen Wandlung ahnen.

In diesem Sinne schließe ich mich abschließend den Worten dieses wunderschönen irischen Segenswunsches an.

May the long-time sun
Shine upon you
All love surround you
And the pure light
Within you
Guide your way on
Guide your way on

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